Asseln - Sein werden und Wandeln
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Der Heimatschutzverein Asseln 1585 e.V.
„Anno 1585 seindt dem Schützen Richter zu Aßelen etzliche der Einwohner zu Schuttzen von der Obrigkeit verordtnet, und ihme diese Aticul mittgeteilet wie folget.“...
Dieser in einem Lagerbuch des Amtes Lichtenau aus dem Jahre 1663 entdeckte und entzifferte Satz mit der denkwürdigen Jahreszahl 1585 war Anstoß, 1985 dass 400-jährige Bestehen des Heimatschutzvereines zu feiern. Bereits um 1900 glaubten die Vereinsmitglieder an ein hohes Alter der Schützengesellschaft. In den damaligen Statuten der „Schützengesellschaft zu Asseln“ - erneuert im Jahre 1900 - ist festgehalten: „Nach vielen Erkundigungen war es uns nicht möglich genau die Jahreszahl festzustellen wann das erste Schützenfest gefeiert ist. Nach Feststellung des Grundbuches ist es über 100 Jahre. Demzufolge haben wir im Jahre 1907 das hundertjährige Jubiläum unseres Schützenfestes zu feiern beschlossen. Gefeiert ist am 02.06.1907.“
Demzufolge hatte der Vorstand des Heimatschutzvereines schon die 175–Jahrfeier für das Jahr 1982 angedacht und die Generalversammlung der Schützen hatte es auch schon so beschlossen, als einige Wochen vor dem Fest-Termin die Dinge eine ungeahnte Wendung nahmen. Herr Bernd Kruse aus Lichtenau stieß bei Geschichtsstudien für den Förderkreis „Heimatgeschichte und Naturkunde Lichtenau“ im Staatsarchiv in Münster auf das bereits genannte Lagerbuch des ehem. Amtes Lichtenau aus dem Jahre 1663. In diesem Lagerbuch sind auf 3 Seiten die 27 Artikel der Schützengesellschaft zu Asseln niedergeschrieben, die vom damaligen Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg dem „Schützenrichter zu Aßelen“ zur genauen Beachtung verordnet worden waren. Vom Datum einer aufgefundenen Urkunde her gehört Asseln somit zu den ältesten nachgewiesenen Schützenvereinen im Hochstift Paderborn. Älter sind nur die Vereine aus Warburg (1438), Büren (1490) Borgentreich (1502) und Brakel (15. Jahrhundert). Weitere Schützenbriefe aus unserer Gegend sind bekannt für Kleinenberg und Lichtenau (beide 1663) und Grundsteinheim (1790).
Auch wird in den Statuten schon von dem „Kleinodt“ gesprochen dass der Schützenkönig auf Pfingsten gewinnt und offensichtlich an den Hut zu stecken war (..mit dem Hude darauf das Kleinodt...). Leider ist heute nicht mehr bekannt wie denn dieses Kleinodt ausgesehen haben mag.
Seit ehedem sind in der Schützengesellschaft in Tradition des militärischen Ursprunges Dienstgrade vorgegeben und zur Erfüllung der verschiedenen Aufgaben auch notwendig. Neben dem Obristen oder auch Dechen sind u.a. folgende weitere Funktionsträger überliefert: Fähnrich, Rottmeister, Schäffer, Worthalter, Büchsmeister, Schreiber, Bankmeister und Britzenmeister. Einige der Funktionen sind auch heute noch wie ehedem bekannt, andere gibt es nicht mehr. Wir wollen uns einen Augenblick dem „Britzenmeister“ zuwenden, denn hier gibt es interessante Ansatzpunkte:
Der Britzemeister ist der Büttel der Gesellschaft, der die vom Vorstand verhängten Strafen mittels des „Britzebrettes“ vollziehen mußte, die sog. „Britze“ trug er als Zeichen seiner Würde. Diese könnte man mit einem langen Holzschwert vergleichen, dass der Länge nach mehrfach eingesägt war. Schlug man nun mit der Britze zu, so prallten die einzelnen Blätter aufeinander und verursachten ein lautes Getöse, ohne aber dem geschlagenen ernstlich zu schaden. Die Strafe des Britzebrettes wurde z.B. verhängt, wenn einer keine Ordnung hielt oder seinen Platz verließ um einen anderen einzunehmen. Als Besonderheit ist noch zu sagen, dass der Britzemeister dem Delinquenten seine Strafe in Reimform vorhalten musste. Hierbei war auch auf den Lebenswandel anzuspielen, so dass die Gesellschaft schon sehr gespannt auf die Sprüche war. Dieses Spektakel dürfte sich im Laufe der Zeit zu einem Gaudium nicht nur der Schützengesellschaft entwickelt haben.
Dieser „Britzemeister“ ist aber nicht nur im hiesigen Hochstift und damit als regionale Besonderheit als Mitglied des Schützenvorstandes zu sehen. In dem Buch von Anne Braun, Historische Zielscheiben, Prisma Verlag Gütersloh 1981, werden einige historische Zielscheiben abgebildet auf denen ein sog. „Pritschenmeister“ zu sehen ist, zum Zeichen seiner Würde mit einem Stock oder einer Stange ausgestattet. Diese alten Zielscheiben stammen aus der heutigen Tschechei (1828) oder auch aus Ungarn (1874).
Aus diesem Buch soll etwas zitiert werden:
„Auf den Schützenfesten spielte der Pritschenmeister die populärste Rolle. Ein Pritschenmeister musste über Witz und - im doppelten Sinn - auch über Schlagfertigkeit verfügen. Er fungierte als heiterer Zeremonienmeister, hatte gereimte Festreden vorzutragen und leichte Vergehen gegen die Schützenordnung auf humorvolle Weise mit der Pritsche zu bestrafen. Die Pritsche ähnelte in ihrer Form einem Zepter, am Ende des Handgriffes war ein Schlegel aus Holz-, Leder- oder Metallbändern angebracht, der beim Aufschlagen klatschende Geräusche verursachte. In einigen Gegenden verwendete man statt der Pritsche auch hölzerne Schwerter.“
Hier gibt es nun eine äußerst interessante Parallele zum Asselner „Britzerlied“, einer alten Tradition zu Karneval. Zu Fastnacht, auf plattdeutsch „Faßlowend“, ziehen die Burschen durch das Dorf, voran der Gaffelträger. Die Gaffel ist ein Stock, an deren Ende die ersungenen Würste aufgehangen werden. Jedes Haus wird besucht, ein junges Mädchen muss sich beim Gaffelträger, der sich auf einen Stuhl gesetzt hat, auf den Schoß setzen. Um das Paar marschieren die übrigen Mitgesellen im Kreis und singen:
In diesem alten Asselner Faßnachtsbrauch finden wir also unseren Britzenmeister (Pritschenmeister) wieder, der jemanden mit der Britze (Pritsche) „vorm Meese“ schlagen soll. Im Nachbarort Herbram gibt es ein ganz ähnliches „Faßnachtsbritzelied“, dort heißt es „...Ett sind hei twei sitten gohen, denn wöwe mol de Britzen schlohen, dat Britzen und dat Schallern, vüen Mese sall et ne ballern...“ und später im Text „.. Niu lohtet us nau einmol römergohen, für usen herren Britzenmeister mit seinen gesellen...“ Auch in Henglarn ist ein altes Fastnachtslied überliefert, hier heißt es „...So nimm denn an Du braver Gesell, das Britzken hier an heiliger Stell`, das Klappern, das Klappern, Bruder du sollst nicht eher aufstehen bist du bekommen hast die 18...“ An der Spitze des dortigen Umzuges zu Fastnacht stand der Predigermeister, in der Hand das Britzebrett, ihm folgten die Burschen des Dorfes, auf dem Kopf, ausdrücklich so erwähnt, die „Schützennarrenkappen“. Also auch hier ein weiterer eindeutiger Zusammenhang zwischen Schützen, Britzen und Fastnachtbrauch.