Asseln - Sein werden und Wandeln
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1944 wurden in Asseln für evakuierte Familien aus Gelsenkirchen Behelfsheime errichtet. Im September bezogen Deutsche Fallschirmjäger und lettische Soldaten, aus Nordfrankreich kommend, Winterquartier in unserem Ort. Der Chronist bemerkt dazu das die dürftige Ausrüstung dieser Truppen nicht auf Siegeszuversicht schließen ließ. Im September wurde eine Volkssturmkompanie aufgestellt - ohne Waffen.
Am 31.01.1945 stürzte im "Grünen Feld" ein deutsches Flugzeug ab. Die Leichenreste von 3-4 deutschen Fliegersoldaten wurden geborgen und von den Fallschirmjägern dem Fliegerhorst in Paderborn überbracht. Tiefflieger der Alliierten zogen in den letzten Kriegsmonaten unbehelligt ihre Kreise und nahmen alles was sich bewegte unter Beschuss. Am 28.03. um 10.00 vormittags wurde die Wifo (Wirtschaftliche Forschungsanstalt), das heutige Herbram-Wald, von feindlichen Bombern vernichtet. Am folgenden Tag, Gründonnerstag, fluteten fliehende Wehrmachtsverbände durch Asseln, der Weser zu. Am 01.04. besetzten Amerikanische Soldaten unseren Ort, der Volkssturm trat mangels Ausrüstung nicht in Erscheinung. Im Eggegebirge lagen aber noch versprengte deutsche Soldaten die sich nachts in die Dörfer schlichen um Lebensmittel zu besorgen. Das war natürlich eine große Gefahr für die Bewohner. In der Nacht zum 30.04. gab es einen Schusswechsel bei dem 1 Amerikanischer Soldat auf "Meggers Deele" den Tod fand. Am nächsten Tag mussten sich alle männlichen Einwohner von Asseln von 18 - 60 Jahren auf dem Schulhof aufstellen, manche wurden abgeführt und längere Zeit in Gefangenschaft gehalten. Am 2. Pfingsttag brachten spielende Kinder eine zurückgelassene amerikanische Handgranate zur Explosion, ein Kind wurde getötet, ein weiteres schwer und mehrere leicht verletzt.
Im Frühjahr 1946 waren die meisten Evakuierten wieder in ihre Heimatstädte zurückgekehrt, dennoch stieg die Einwohnerzahl dramatisch an: In 3 Transporten wurden 60 Familien, größtenteils Frauen und Kinder sowie ältere Personen, aus den deutschen Ostgebieten in Asseln untergebracht. Das stellte die Gemeinde natürlich vor große Probleme da der überwiegend bäuerlich geprägte Wohnraum ohnehin knapp war. Ende 1946 waren noch 20 deutsche Soldaten in Gefangenschaft.
Am 07.01.1947 zeigte das Thermometer morgens 25 Grad minus, die Frostperiode hielt bis Mitte März an wenn auch nicht mehr ganz so streng. Ganze Straßenzüge waren durch zugefrorene Hydranten von der Wasserversorgung abgeschnitten. Dazu gab es noch viel Schnee so das die Wege ständig freigeschaufelt werden mussten. Der Busverkehr wurde vorübergehend eingestellt. Der Sommer dann war ungewöhnlich heiß und trocken.
Ihr erstes Schützenfest nach dem Kriege feierten die Asselner 1948. Da Waffen jeder Art verboten waren, wurde der König "ausgeworfen", der Adler war auf ein Holzgestell mit Gewinde montiert, mittels Keulenwurf musste er dann rausgedreht werden. Heizmaterial, insbes. Brennholz war weiter knapp. Im Winter 47/48 wurden jeder Asselner Familie 2 rm Fichtenholz zu Brennzwecken zugeteilt. Ein findiger Asselner hatte einen Kontakt zu einem Bergbaubetrieb und es wurde ein Abkommen beschlossen: Die Asselner lieferten ihr Holz als Grubenholz und im Gegenzug erhielt jede Familie 15-20 Z. Steinkohle. Ende Mai war es soweit: Jedes Fuhrwerk wurde angespannt um die Kohle vom Bahnhof Neuenheerse zu holen. Auf dem Schulplatz wurde abgekippt und verteilt.
Am 21.06. war dann auch in Asseln der Tag der Währungsreform: Im Gasthof Wienold konnte jeder für 60 RM 40 DM erhalten. Wie durch Zauberhand, so der Chronist, waren dann alle Waren wieder zu erhalten die vorher nicht oder nur auf dem Schwarzmarkt zu horrenden Preisen aufzutreiben waren.
Am 06.12.1949 kehrte mit Johannes Surmund der letzte Asselner Kriegsgefangene zurück. Sieben Asselner galten noch als vermisst, es bestand nur wenig Hoffnung sie lebend wieder zu sehen. In diesem Jahr gab es eine Mäuseplage, ein Landwirt ließ beim umpflügen von einem Morgen Kleeland ca. 500-600 Mäuse durch seine Tochter und den Hund töten!
Ein beliebter Brauch zu jener Zeit, der mi ttlerweile aber eingeschlafen ist, war das Stellen einer Strohpuppe vor das Haus einer/eines Verflossenen anlässlich der Hochzeit mit jemand anderem.
1955 war das erste Mal ein Mähdrescher in Asseln im Einsatz, in diesem Jahr wurden auch erstmals Straßenlampen in Betrieb genommen, insges. 10 Stück an der Hauptstraße. Die Landwirtschaft war Ende der 50-er, Anfang der 60-er Jahre im starkem Aufschwung, allein 1960 und 1961 wurden in unserem Ort 14 Traktoren und 2 Mähdrescher neu angeschafft.
Das Hochwasser 1965:
Im Juli 1965 brachten heftigste Regenfälle innerhalb kurzer Zeit Bäche und Flüsse zum Überlaufen, in den Tälern des Altenautales ertranken Menschen. Für Asseln vermerkt der Chronist folgendes:
"Die Gemeinde erlebte ein weißes Osterfest und alle hofften auf einen guten Frühling und Sommer. Doch der Wettergott bescherte uns das regenreichste Jahr seit Menschengedenken. Das Frühjahr brachte bei niedrigen Temperaturen große Regenmengen. Am 15., 16. und 17. Juli gingen wolkenbruchartige Regenfälle über unser Dorf nieder. Pro Tag und qm fielen 300 l Regen. Diese Wassermenge konnten Gräben und Bäche nicht fassen und das Wasser verwandelte die Wege und Straßen in reißende Bäche. Die Bewohner griffen zur Selbsthilfe und hielten Kanalschächte und Gräben frei. Das Wasser drang in die Keller der Wohnhäuser, floss bei einigen Bauernhäusern zur Deelentür hinein und zur Hintertür hinaus. Die Feuerwehr wurde 4 mal zum Einsatz gerufen. Bei der Singermühle staute sich das Wasser. Der Glasebach konnte die Flut nicht bewältigen. Am Wiesenweg stand ein See von einem halben Meter Tiefe. Die Schweine im Schweinestall der Singermühle gerieten in die Gefahr des Ertrinkens. Durch den Einsatz der Feuerwehrmänner konnte ein Schaden abgewendet werden. Der Strom des Wasser schwemmte bei Josef Vogt 61 (Holtmühle) einen Stapel Holz und die Dungstätte weg. Sonst waren keine weiteren Schäden zu verzeichnen. Die Wassermenge floß bei uns schnell ab und führte in den Gemeinden Husen und Etteln zur Katastrophe, die sogar Menschenleben forderte."
Einweihung des Ehrenmals 1967:
1968 fand erstmals ein Rosenmontagsumzug mit 4 Festwagen und Fußvolk statt.
Anfang der 70-er Jahre wurde dann in Asseln der Fremdenverkehr mit Gründung eines Verkehrsvereines angeschoben, bereits 1972 wurden 3.300, 1973 über 5.000 und 1974 13.217 Übernachtungen gezählt. 1972 und 1973 verwüsteten Stürme den Asselner Wald, nur mit Hilfe von angeworbenen Holzfacharbeitern aus dem Ausland konnte man der Situation her werden. In den Jahren 1970-1973 gab es im Winter heftigste Schneefälle die den Straßenverkehr stark behinderten. Es musste sogar Militär zum Schneeräumen eingesetzt werden.
Seit der kommunalen Neugliederung 1975 ist Asseln einer von 15 Ortsteilen der Stadt Lichtenau. Nach den Eintragungen in der Chronik erfolgte die Eingliederung ohne große Widerstände da ganz offensichtlich die Vorteile für die kleine finanzschwache Gemeinde überwogen.
Anfang der 80-er Jahre sorgte die Schweinepest in Asseln für große Sorgen bei den Schweinehaltern, in 5 Höfen trat diese Krankheit auf, jeweils der gesamte Bestand musste getötet werden.